Die 3 hartnäckigsten Gerüchte über den Amazon Kindle: So wird der eBook-Reader zur Allzweck Waffe

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Christian Faller, einem Blogger-Kollegen vom Gefahrgut Blog. Gefahrgut ist ein studentisch gegründetes Projekt das sich kritisch aber auch humorvoll mit digitalen Trends auseinandersetzt. Dort findet ihr Artikel von QR-Code Fails bis hin zu katastrophalen iPhone Apps. Aber genug des Vorworts – viel Spaß mit dem Artikel von Christian!

Der Amazon Kindle geht mittlerweile schon in die vierte Generation und ist inzwischen laut Hersteller das meistverkaufte und am häufigsten bewertete Amazon Produkt überhaupt. Klar, dass sich Jeff Bezos, der Firmenvater, ganz schön freut. Immerhin hat der großartige Absatz des eBook-Readers auch den Abverkauf von digitalen Büchern maßgeblich angekurbelt. Denn es werden heute bereits mehr Kindle Bücher verkauft, als Hardcover und Paperback Schinken zusammen.

Doch was macht das Gerät so zum Renner? Wo hat es seine Vorzüge gegenüber einem iPad? Und mit welchen Kniffen kann man das Maximum aus dem Reader herausholen?

Im Folgenden werden die 3 hartnäckigsten Gerüchte über den eBook-Reader widerlegt und 5 Tipps aufgezeigt, die das Gerät zur Allzweckwaffe machen.

Gerücht Nummer 1: Der Kindle lohnt sich nicht, weil eBooks nicht billiger sind als echte Bücher

Das oft genannte Preisargument ist absoluter Quatsch. Es setzt nämlich voraus, dass eBooks und normale Bücher das Selbe sind, was schlichtweg falsch ist. Ich würde sogar MEHR bezahlen für ein eBook als für ein normales Papierbuch. Warum?

Weil ich den Wert eines Gegenstandes nicht in Abhängigkeit von seinen Herstellungskosten definiere. Ja, ein eBook kostet wenig bis nichts in der Herstellung. Und warum ist es deswegen weniger wert für mich als Endnutzer? Tatsächlich bietet mir ein eBook nämlich ausschließlich Vorteile: Weniger Gewicht, kein Verschleiß, geräteunabhängig, Notizen in digitaler Form, per Knopfdruck durchsuchbar, Lieferzeit nur eine Sekunde statt 3 Tage, und und und.

Auf die einzelnen Punkte gehe ich im Folgenden noch ein, aber eines sollte klar sein: Selbst wenn eBooks den selben Preis haben wie Bücher, die auf tote Bäume gedruckt werden, sind sie dennoch ihr Geld wert. Ich sage sogar mehr als je zuvor.

Gerücht Nummer 2: Für den Preis kann ich mir ja auch gleich ein iPad kaufen, das ist eh viel besser

Falsch. Denn schon für unter 100 Euro kann man den Kindle heute bestellen. Und während er früher noch auf Amazon.com vertrieben wurde, kommt er heute auch direkt aus Deutschland. Dazu gibt es sogar noch eine schöne Auswahl an kostenlosen Buchklassikern, auf die man Zugriff erhält: Von Franz Kafka, über Karl May bis hin zu Homer gibt es alles was der Kultur-Kenner gerne liest. Neuere Titel und Bestseller muss man zwar kaufen, aber das muss man bei normalen Büchern ja auch.

Hier sind die drei Hauptgründe für den Kindle und gegen das Tablet:

1. Das iPad kostet ein Vielfaches vom Kindle und ist deswegen absolut nicht in die gleiche Schublade zu stecken

2. Der Kindle arbeitet nicht mit einem normalen Bildschirm, sondern mit der E Ink Technologie. Mit der WAS? Ja genau, eine Art elektronisches Papier auf dem sich schwarze und weiße Pigmente befinden, die je nach Anzeige entweder oben oder unten auf dem Papier liegen. Entschuldigt die banale Erklärung, aber das bringt es am besten auf den Punkt.

Das hat drei entscheidende Vorteile:

  • Man schaut nicht in eine direkte Lichtquelle, wie beim normalen Bildschirm, und die Augen werden nicht müde, viereckig oder schlecht. Das heisst, wenn das Licht im Raum aus ist, sieht man das Buch nicht – wie bei einem normalen Blatt Papier eben.
  • Der Kindle braucht keine Batterie! Ja, ihr habt richtig gehört. Beim Lesen benutzen wir das Gerät 99% der Zeit überhaupt nicht, weil wir einfach nur darauf schauen. Und in dieser ganzen Zeit braucht das Gerät keine Batterie. Nur beim Umblättern der Seiten müssen die Farbpigmente “gedreht” werden, was etwas Strom braucht. Da das aber sehr wenig ist, resultiert eine Batterielaufzeit von 1-2 Monaten bei täglicher Benutzung. Und das ist keine Übertreibung.
  • Das Bild ist gestochen scharf, da man keine Lichtpunkte sondern echte Teilchen sieht. Kein Geschwafel von wegen Bildschirmauflösung mehr.

3. Weil der Kindle nur zum Lesen gedacht ist, fehlt der ganze Technikschrott im Inneren des Geräts. Das bedeutet eine satte Gewichtsersparnis. Mit nur 170 Gramm spürt man es in der Tasche quasi gar nicht und beim Lesen mit einer Hand wird diese weniger müde als beim Halten eines normalen Buchs oder gar eines iPads – das bekommt man außerdem nur schwerlich in der Hosentasche verstaut… Das Handling des Kindles ist unschlagbar.

Gerücht Nummer 3: Ich kaufe kein Kindle weil dann alle Bücher an Amazon gebunden sind, das will ich nicht

Dieser Punkt ist nur zur Hälfte wahr. Denn ja: Alle bei Amazon gekauften eBooks sind an den Amazon Account gebunden und sind durch DRM geschützt vor eine Download auf andere Geräte.

ABER: Die Kindle Software von Amazon gibt es inzwischen für nahezu jedes Endgerät. Ich kann alle meine Bücher auf meinem Amazon Kindle, meinem HTC Android Smartphone, meinem IBM Laptop und meinem Apple iPad lesen, falls ich das wünsche. Von wegen also Einschränkung in der Nutzung. Und welcher Apple Fan kann denn seine iPhone Apps auf Android benutzen?

Kindle auf dem iPad

Aus der Trickkiste: Was viele nicht wussten

Aber der Kindle kann noch weit mehr, als einfach nur Bücher. Hier sind einige weniger genutzte Anwendungsgebiete oder Tools, die aber nicht minder interessant sein dürften:

1. Individuelle Tageszeitung auf dem Kindle
Mit dem kostenlosen Programm Calibre holt man sich automatisiert jeden Morgen die eigene Tageszeitung auf den Kindle. Zum Beispiel die aktuellen News von der ZEIT oder von Spiegel Online. Einfach mit der Programmfunktion in Sekundenschnelle aufspielen und während der Bahnfahrt über die Leute lächeln, die noch mit dem großen und weniger aktuellen (nicht zu vergessen: kostenpflichtigen) Papierungetüm kämpfen. Die Formatierung ist ein schönes Layout, mit Bildern und Links zu den entsprechenden Stellen aus dem Inhaltsverzeichnis. Wie eine echte Zeitung eben. Nur schöner, leichter, aktueller und billiger.

2. Universitäts Skripte konvertieren
Ebenfalls mit Calibre ist es auch ganz einfach möglich alle möglichen Dateiformate in das Kindle Format zu konvertieren: Word, PDF, andere Ebook Formate, usw. Das bietet sich zum Beispiel an um Uni-Skripte von Profs oder Kommilitonen zum Lernen auf den Kindle zu ziehen. So hat man immer alles dabei und ist trotzdem leicht unterwegs.

3. Online Artikel mit einem Klick auf den Kindle spielen
Mit der wunderbaren Browser Extension Klip lassen sich sämtliche online Inhalte mit einem einzigen Klick an den Kindle senden. Per WLAN versteht sich. Also muss nicht einmal das USB Kabel herausgeholt werden. Auch hier darf man sich auf eine schöne Formatierung mit Bildern freuen. Geht für nahezu jede Website und jede Textlänge, mit nahezu jedem Browser. Auf Wunsch gibt es Klip auch für Euren Kalender oder für Smartphones. Super!

4. Online Bücherregal
Hat man sich einmal in den Kindle verguckt, fängt man meist rasch eine Karriere als Vielleser an. Aus dem einfachen Grund, dass man eben immer ein interessantes Buch zu Hand hat, wo man auch gerade ist. Deswegen habe ich mir ein online Bücherregal angelegt, wo alle meine Freunde sehen können was ich gelesen habe, was ich gerade lese und was ich noch lesen möchte. Außerdem kann man sich gegenseitig Empfehlungen schicken oder einfach stöbern. Shelfari ist ein Dienst von Amazon, der auch mit den Amazon Bewertungen verknüpft ist, und daher eine geniale, optisch sehr schöne Datenbank bietet.

5. Mehrere Geräte im Haushalt über einen einzigen Account
Wer mehrere Geräte besitzt oder in der Familie noch weitere Kindle Liebhaber hat, der kann sich etwas Geld sparen, indem alles auf den gleichen Amazon Account angemeldet ist. Das muss man sich so vorstellen wie das Bücherregal im Wohnzimmer. So kann ein Buch gekauft werden und auf drei Readern und einem iPad auf einmal gelesen werden. Allein in einer Partnerschaft kann das locker die Hälfte der Anschaffungskosten sparen.

Allen, die jetzt mit dem Gedanken spielen zu Weihnachten zuzuschlagen und den eBook-Reader zu kaufen, kann ich noch einen älteren Artikel ans Herz legen, der noch einige hier ungenannte Punkte aufgreift: 10 Gründe warum Ihr Euch den Kindle noch heute kaufen solltet


Gastartikel geschrieben von Christian Faller. Über Feedback in den Kommentaren oder per Direktkontakt zum Gefahrgut Blog freuen wir uns natürlich riesig. Vielen Dank an alle Early Adopter Leser!

7 Comments

  • Klaus sagt:

    Schöner Artikel. Warum du allerdings von hartnäckigen Gerüchten sprichst, kann ich nicht nachvollziehen. Ich hab noch nie von jemandem gehört, der Kindle und iPad vergleicht. Die Vorteile eBooks sind subjektiv, daran sollte man immer denken. Ich bin inzwischen auch zum Kindle übergegangen, für manche Bereiche. Gerade weil oben aber steht „studentisch gegründeter Blog“ hätte man vielleicht erwähnen sollen, dass gerade, wenn man mit den Büchern wissenschaftlich arbeiten möchte (mit Notizen etc.) das Kindle sich kaum eignet, da Notizen viel länger in der Erstellung brauchen, als mit einem Stift.

    Dein drittes Gerücht widerlegst du übrigens nicht, sondern bestätigst es sogar noch 😉 Ansonsten bin ich ganz deiner Meinung.

    grüße

  • Hallo Klaus —

    danke für das Feedback!

    Also mir zumindest geht es so, dass ich andauernd Leute treffe die mein Kindle in die Hand nehmen und sagen: „Da würde ich mir lieber gleich ein iPad kaufen“. Vielleicht kommt es aber auch nur mir so vor 🙂

    Mit den Notizen hast du leider Recht. Aber immerhin kann man die Markierfunktion schön nutzen und die markierten Stellen sogar auf den Computer syncen. Das finde ich ganz hilfreich.

    Und noch zum dritten Gerücht, haha. Was ich damit sagen wollte ist nur, dass die Bücher nicht an das Kindle als Endgerät gebunden sind, was viele annehmen, weil sie auf dem Amazon Account festhängen. Das war vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt 😉

    Gruß
    Chris

  • tinkengil sagt:

    Servus,

    schöner Artikel erstmal! Ein paar Anmerkungen hätte ich dann doch:
    -Das E-Ink Display ist nicht gestochen scharf. Es wirkt bei Schrift sogar etwas unscharf, wenn auch nicht vergleichbar mit der pixeligen Unschärfe von niedrig aufgelösten LC-Displays. Der Kindle hat eine Auflösung von 167 dpi, neuere Geräte wie der iRiver Story sind schon bei 214 dpi – das ist schon ein erheblicher Fortschritt, und das merkt man auch beim Schriftbild am E-ink Display.
    -bei mehreren Geräten in Verbund mit einem Account muss man vorsichtig sein mit den Lesezeichen, die ja auch gesynct werden – würde mich nerven, wenn ich ständig die Lesezeichen meiner Freundin zugeschickt bekäme, bloß weil sie im gleichen Buch schon weiter ist als ich
    -Im Uni Betrieb, wo das am häufigsten eingesetzte Format pdf ist, ist man mit dem iPad erheblich von Vorteil. Insbesondere, wenn es um das Zusammenspiel mit Dropbox geht. Die pdf Darstellung auf dem kleinen Kindle Display finde ich mehr als mangelhaft und eignet sich für (in meinem Fall naturwissenschaftliche) Paper überhaupt nicht. Der Kindle spielt seine Stärken ganz klar im Bereich des Fließtextes aus. Das unterstreicht der neue, tastaturlose Kindle nochmals, da hier im Vergleich zum Kindle Keyboard die ein oder andere Funktion wegrationalisiert worden ist (Vorlesefunktion).
    -Do-it-yourself Tageszeitung ist ja gut und schön, aber hier sollte Amazon dann doch einige Anstrengungen in einen Appstore investieren, wie es ihn für den Kindle Fire ja auch gibt. Instapaper, Reeder und ein guter Twitterclient würden schon Sinn machen. Dieses Facebook Gedöhns meinetwegen auch. Viele Tageszeitungen kriegt man ja sowieso schon für den Kindle.

    Bin mit meinem Kindle definitiv äußerst zufrieden, aber ich bin auch sehr gespannt, wie sich diese Branche weiterentwickeln wird in den nächsten 5 Jahren.

  • Die ganze Kette der Argumentation (ausser der Amazon-Bindung) betrifft auch alle anderen E-Book Reader, im Vergleich zum Pad.
    Warun es da unbedungt ein Kidle sein muss, erschliesst sich mir nicht. Der Vorteil der Reader ist aber unbenommen.
    Der einzige Vorteil der Pads, den tinkengil im der Darstellung der PDFs benennt, liegt einzig und allein an der Groesse des Screens.
    Damit passt es aber auch nicht mehr in die Jackentasche.

  • Klaus sagt:

    Ich bin da ganz bei Tinkengil. Ich nutze mein iPad für PDFs und ähnliches immer dann, wenn Grafiken etc. enthalten sind, denn dann taugt ein e-Ink-Display überhaupt nichts. Was den Konsum von News (in Form von Reeder etc.) angeht, so sehe ich auch den Vorteil beim iPad – schon allein wegen dem Touchscreen / Farbdisplay.

    Ich nutze mein Kindle für die FAZ und Romane, das iPad für Magazine (Spiegel auf dem Kindle ohne Grafiken und Bilder? Ne…) und RSS und echte“ Bücher wenn es um unirelevante Bücher geht, mit denen man arbeiten muss.

    Warum Amazon? Aus dem gleichen Grund warum iTunes für MP3s –> Komfort, Auswahl und einfache Abwicklung.

  • Andreas sagt:

    Gerücht Nummer 4: Kindle eBooks können im Gegensatz zu normalen Büchern nicht weiterverkauft werden, wenn man diese gelesen hat oder nicht mehr benötigt?

    Gerücht Nummer 5: Kindle eBooks bleiben im Gegensatz zu normalen Büchern eventuell nicht für immer in meinem Besitz, da sich irgendwann die digitalen Formate ändern werden oder Amazon irgendwann nicht mehr existieren könnte?

  • Mel sagt:

    2 von 3 Punkten sind schwachsinnig!

    Zu Punkt 1: Erstens mal hast du den Kostenpunkt nicht widerlegt, sondern nur deine Meinung dazu gesagt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass eBooks im Verhältnis zu ihren Produktionskosten teuer sind. Es mag ja sein, dass der persönliche Wert für den Endnutzer bei eBook und echtem Buch der gleiche ist, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass für ein echtes Buch Papier und Tinte benötigt wird sowie mehr arbeitszeit daran hängt. Dinge, die einfach durch den Kaufpreis gedeckt werden müssen. Versteh mich bitte nicht falsch, ich möchte damit nicht sagen, dass eBooks umsonst sein sollten. Absolut nicht. Der Autor muss selbstverständlich einen angemessenen „Lohn“ für seine Arbeit bekommen, völlig klar. Dennoch sollten sie im Verhältnis zum echten Buch günstiger sein!

    Zu Punkt 3: Du hast letzten Endes gesagt, das Gerücht, man wäre mit Kindle an Amazon gebunden würde nicht stimmen, da es ja die Kindle Software inzwischen für so ziemlich jedes andere Endgerät gibt. Was ist das denn bitte für eine Argumentation? Das snd zwei verschiedene Dinge! Mag ja sein, dass die Software für viele andere Geräte erhältlich ist und das ist auch wirklich enorm praktisch, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass man mit einem Kindle an Amazon gebunden ist.

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